
In meiner Kindheit hat mich Rübenkraut nicht nur geschmacklich begeistert. Wenn ich den Löffel in den gelben Becher mit der Aufschrift "Grafschafter Goldsaft" gesteckt habe, da ging dann auch mal die Fantasie mit mir durch: "Kuck mal, Oma, ich hole mir einen Löffel Wagenschmiere und bestreiche mein Brot damit." Es lag wahrscheinlich an meiner Sehbehinderung, dass ich nicht das gesehen habe, was mir meine Oma vergeblich erklärt hatte. "Pfuee Deibel, Waagenschmiere. Es läuft gold-braun vom Löffel herunter, steht auch auf der Verpackung, Goldsaft."
Bildquelle ©: Grafschafter Krautfabrik Josef Schmitz KG
Ob nurn Waagenschmiere oder Goldsaft, es sind jahrzehnte vergangen und ich komme ohne Rübenkraut nicht aus. Ob als Brotaufstrich mit Butter, Quark oder Kräuterquark, auf Reibekuchen und als Süßungsmittel zusammen mit Pumpernickel für einen westfälischen Sauerbraten. Der Zuckerrübensirup ist in meiner Küche unentbeehrlich, vielleicht legt es daran, dass er zur rheinisch-westfälischen Esskultur gehört – oder weil er geschmacklich so außergewöhnlich gut schmeckt.
Puristische Herzen müssten beim Anblick der Zutatenliste blutdrucksenkende Mittel einnehmen, damit das Herz nicht vor Freude rast. Der "Grafschafter Goldsaft" enthält nichts anderes als Zuckerrübensaft, keine anderen Süßungsmittel, keine Konservierungsstoffe, Farbstoffe oder Geschmacksverstärker. Die Zuckerrüben werden erntefrisch zu kleinen Schnitzen zerkleinert, ausgepresst und eingedickt.
Wie der Sirup vom Feld auf den Tisch kommt, zeigt das folgende Video. Wer lieber liest statt kuckt, für den habe ich die Verarbeitungsschritte von der Webseite der Krautfabrik in diesen Beitrag hineinkopiert – denn besser könnte ich es auch nicht beschreiben. ?
https://www.youtube.com/watch?v=GNqhJItys1s
Vom Feld in den Becher
Rohstoffe anliefern und annehmen
Unsere Vertrags-Landwirte liefern die frisch geernteten Zuckerrüben mit großen Traktoren und LKW zur Grafschafter Krautfabrik. Dort werfen wir einen prüfenden Blick auf die Zuckerrüben, bestimmen ihren Zucker- und Schmutzgehalt und laden sie dann auf dem Lagerplatz ab.
Rüben waschen
Über wasserführende Schwemmrinnen schicken wir die Zuckerrüben dann quasi durch die Waschstraße: Hier heißt es zunächst Vorwaschen, Blattgrün entfernen sowie Erde und Steine aussortieren, bevor die Zuckerrüben mit warmen Kondensat weiter gereinigt werden.
Rüben zerkleinern
Nach der Rübenwäsche befördern wir die sauberen Zuckerrüben in den Rübenbunker und von dort aus in die Schneidemaschine. Sie zerkleinert die Rüben in fingergroße Rübenschnitzel.
Kochen und dämpfen
Die kleinen Rübenschnitzel werden nun in einem Maischebehälter weich gekocht. Danach kommen sie bei 105 Grad Celsius für mehrere Stunden in unsere Kochanlage. Bei diesen Dämpfen verwandelt sich die in den Rüben enthaltene Saccharose zum Teil in Glukose und Fruktose (Invertzucker).
Pressen, pressen, pressen
Der durch das Dämpfen entstandene Rübenbrei wird jetzt unter hohem, hydraulischem Druck gepresst. Heraus kommt dabei der Rohsaft. Entscheidend ist bei der Rübenkrautherstellung übrigens, dass das Verhältnis von Saccharose zu Invertzucker 1:1 beträgt. So verhindern wir das Auskristallisieren der Saccharose.
Rohsaft reinigen
Der Rohsaft wird über Absetzbehälter und Dekanter auf mechanischem Weg von nahezu allen festen Teilchen befreit. Anschließend kommt er als sogenannter Klarsaft in die Verdampfanlage.
Eindicken
In der mehrstufigen Verdampfanlage entziehen wir dem Klarsaft unter Vakuum schonend das Wasser. Wenn sich ein Trockensubstanzgehalt von 78 % eingestellt hat, ist unser Zuckerrübensirup fertig!
Kontrollieren und einlagern
Jetzt lassen wir noch einmal unser eigenes Labor die Qualität des Rübenkrauts kontrollieren und lagern es dann in großen Tanks ein. Von dort aus kann es für die Abfüllung entnommen werden. Übrigens: Im Zuge der Qualitätssicherung lassen wir den Zuckerrübensirup auch regelmäßig von einem unabhängigen Labor untersuchen!
Hersteller
Grafschafter Krautfabrik Josef Schmitz KG
Wormersdorfer Straße 22 – 26
53340 Meckenheim
Begleitete meine Geschwister und mich, und jetzt unsere Familien. Ohne geht’s nicht