Mengenausgleich, Massenbilanzierung – Kakaopedia

Der sogenannte "Mengenausgleich", auch Massenbilanzierung genannt, (englisch: mass balance) wurde von Fairtrade International (FLO) festgelegt. Er kann bei Kakao, Rohrzucker, Fruchtsäften und Tee angewendet werden.

Was bedeutet Mengenausgleich?

Fairtrade und Nicht-Fairtrade-Rohstoffe werden bei der Verarbeitung nicht getrennt und die Zutaten im Endprodukt sind nicht einzeln physisch rückverfolgbar.
Es kann bei Fair-Trade-gesiegelten Produkten wie Schokolade, die Kakao und Rohrzucker enthalten sowie bei Fairtrade-gesiegelten Tees oder Fruchtsäften vorkommen, dass die darin enthaltenen Rohwaren durch eine mögliche Vermischung in der Verarbeitung nicht ausschließlich aus Fairtrade-zertifizierten Quellen kommen.
Der Mengenausgleich muss auf der Verpackung vermerkt werden.
Die Organisation Fairtrade begründet diese Möglichkeit damit, dass die Trennung von fairen und konventionellen Rohstoffen in der Verarbeitung zusätzliche Kosten verursachen kann oder es Bauern, die nur kleine Mengen produzieren, sonst unter Umständen nicht möglich wäre, am Fairtrade-Programm teilzunehmen.

Der Fairtrade-Mengenausgleich wird oft mit Ökostrom verglichen: aus der Steckdose kommt einfach nur Strom. Der Ökostrom wird ins gesamte Stromnetz eingespeist und kommt beim Verbraucher nicht getrennt an.

Fairtrade Österreich

Hartwig Kirner, Geschäftsführer von Fairtrade Österreich, erklärt es im Interview mit "Konsument" folgendermaßen:

Bei Kakao, Zucker, Orangensaft und Tee ist die physische Rückverfolgbarkeit nicht überall möglich, da bei der Verarbeitung konventionelle und fair produzierte Rohstoffe vermischt werden können. Die Mehrkosten für eine Trennung der Rohstoffe wären hier erheblich, würden aber nicht beim Bauern ankommen, weil sie in der Produktion versickern. Das Ziel von Fairtrade ist jedoch, dass es den Bauern besser geht. Die Fairtrade-Bauernfamilien und Beschäftigten auf Plantagen profitieren von denselben Fairtrade-Vorteilen.

Zitat-Quelle: Konsument vom 5.2.2019

Schokoladen-Manufaktur Josef Zotter

Der steirische Chocolatier Josef Zotter verzichtet seit 2018 auf das Fairtrade-Logo und hat sein eigenes Fair-Logo eingeführt.
Er sagt folgendes dazu:

Das große Ziel ist es natürlich, dass irgendwann alle Produkte der Welt fair gehandelt werden. Auf diesem Weg geht auch FAIRTRADE in immer breitere Märkte und macht faire Produkte immer mehr Menschen zugänglich, was prinzipiell gut ist. Allerdings werden dadurch auch gewisse Kompromisse notwendig:
Massenbilanzierung oder auch Mengenausgleich genannt.Dies bedeutet, einfach gesagt, dass zwar die Menge an benötigten Zutaten, die für ein faires Produkt verwendet werden, auch fair zertifiziert werden müssen, aber nicht zwingend auch physisch im Produkt vorhanden sind, da sie bei der Verarbeitung mit konventionellen (nicht-Fairtrade-zertifizierten) Zutaten gemischt werden können.
Ein Beispiel: Ein Schokoproduzent kauft für 10 Tafeln fairen Kakao ein und für 90 Tafeln konventionellen, nicht-zertifizierten Kakao. Der Kakao wird gemischt, 100 Tafeln produziert, aber nur 10 Tafeln davon tragen das Fairtrade-Logo, obwohl rein rechnerisch in jeder Tafel 10% faire Kakaobohnen stecken und 90% konventionelle.
Das machen wir nicht, mit dieser Praxis können wir als Qualitätsproduzent, dem volle Transparenz zum Kunden wichtig ist, nichts anfangen.
Wir glauben, dass Kunden, die faire Produkte kaufen und dafür auch bereit sind einen etwas höheren Preis zu zahlen, auch wirklich die fairen Zutaten in ihren Produkten bekommen sollten. Zwar wird bei Produkten aus Mengenausgleich eine Zusatzerklärung angebracht, aber das ist für uns zu wenig,
wir möchten unseren Kunden eindeutige Klarheit bieten und setzen daher auf das Prinzip der physischen Rückverfolgbarkeit. Damit wir sicherstellen können, dass auch wirklich drin ist, was drauf steht.

Zitat-Quelle: Zotter: Neues FAIR-LOGO

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